Testbericht - Das Saal Digital Fotobuch

Professional Line

Die schönsten Bilder sind die, die man an in der Hand halten kann. Das beste Bild bringt nun mal nichts, wenn es als Dateileiche auf der Festplatte schlummert. Nun kam mir die Ehre zu, ein Fotobuch der Firma Saal Digital zu testen.

Das Produkt: Fotobuch "Professional Line", 30x21cm, Cover Acryl + Leder, Oberfläche Leder schwarz, HIGH-END-DRUCK matt, 44 Seiten im Wert von 99,34€ Angebotspreis. (normal+10€)

Unboxing

Während man billige Fotobücher bereits ab 10-15€ erstehen kann, handelt es sich hier also um ein äußerst hochwertiges Produkt. Man könnte es also fast mit dem Kauf einer Limousine vergleichen. Wenn schon bei der Übergabe ein Kratzer auf der Türe auffällt, wird reklamiert, bevor man einsteigt. Das Acrylglasbild auf der Oberseite war mit einer Schutzfolie abgedeckt. Diese war sicher auch schon vor dem Bedrucken auf dem Material. Vermutlich ist der Qualitätsprüfung im Hause Saal Digital deswegen der weiße Fleck, in der rechten, oberen Ecke entgangen. (siehe Bild oben) Dieser sitzt unter dem Acrylglas, kann also nicht durch den Transport entstanden sein. Ohnehin, kam das Buch sehr gut verpackt (und zügig) an. Leider bringt das gleich bei der ersten Inaugenscheinnahme einen Punktabzug.

Der Einband

Hochwertigste Materialien sind hier Programm. Natürlich wurde hier nirgends echtes Leder verwendet. Man kann aber davon ausgehen, dass die Materialforschung hier ganze Arbeit geleistet hat. Insgesamt macht der Einband einen hochwertigen Eindruck. Ob es dem Zahn der Zeit standhalten wird, bleibt abzuwarten. Aber man darf wohl zuversichtlich sein. Sehr großzügig wird hier auch mit der Stärke des Acrylbildes umgegangen.

Das Papier
Abweichend vom Standardpapier (glänzend), stellt Saal hier 2 weitere Papiersorten zur Auswahl. Für mattes Papier sind 5,-€ Aufpreis fällig. Da wir es aber ganz genau wissen wollen, fiel die Entscheidung auf "High-End-matt". Dafür sind dann 10,-€ Aufpreis fällig.
Das High-End-Papier hat eine starke Qualität. Genaue Angaben zum Gewicht konnte ich leider nicht finden, aber es lässt sich in der Materialstärke gut mit wertigen Postkarten vergleichen. Wichtiger ist jedoch die Oberflächenbeschaffenheit. Es ist ein sehr edles, mattes Papier, dass selbst unter dem Makroobjektiv keine Oberflächenstruktur erkennen lässt. Bei der Betrachtung werden störende Reflektionen im Licht so fast vollständig ausgeschlossen. Sehr schön bei Portraits. Es fühlt sich einfach klasse an. Allerdings scheint dieses Material auch einen speziellen Druck zu erfordern, der auch seine Schwächen hat. In dunkleren Bildbereichen fehlt mir da ein bisschen Zeichnung. Die volle Dynamik einer Nikon lässt sich so jedenfalls nicht wiedergeben.

Das Druckbild

Allgemein wird der Druck bei Saal Digital mit 300DPI angegeben. Nicht viel aber auch nicht zu wenig. Ein Wert den man möglichst schnell vergessen sollte, da er kaum Aussagewert beinhaltet. Hier in diesem Beispiel sehe ich allerdings Schwächen, die (ich spekuliere mal) möglicher Weise mit der Wahl des High-End-Matt Papieres zusammen hängen. Es wäre möglich, dass die einzelnen Druckpunkte bei dem Material ineinander verlaufen, wenn sie zu nah aneinander aufgebracht werden. In diesem Test ist das Druckmuster jedoch so grob, dass Schärfe verloren ging. Für richtig scharfe Bilder (Makro usw) würde ich also eher eine einfachere Papiersorte empfehlen.

Ausschnitt des Bildes unten rechts (das digitale Original, des eingesendeten Bildes), dass mit einer Größe von 30x20cm im Buch abgedruckt ist. Hier wird das Druckmuster deutlich und man sieht sowohl den hohen Rotanteil, wie auch die kaum vorhandene Zeichnung in den dunklen Bildbereichen.

Die Farben
Mit kalibriertem Monitor bearbeitete Bilder erscheinen farblich nahezu exakt so im Druck, wie man sie zuvor bearbeitet und hochgeladen hat. Mein Subjektiver Eindruck: Rottöne kommen sehr stark zur Geltung. Das soll vermutlich Brillanz betonen. Aber aufgepasst, so erzeugt man auch schnell rote Köpfe. Insbesondere Portraits sollte man also nicht übersättigt verwenden.

Die Bindung

Glanzparade, volle Punktzahl! Lay-Flat-Bindung heißt das Zauberwort. Egal an welcher Seite das Buch aufgeschlagen wird, liegen stets beide Seiten flach aneinander. Das ermöglicht Bilder über die Buchmitte zu legen, ohne dass man beim Betrachten in eine Fuge lauern muss. Super für Panoramen.

Die Software

Sehr intuitiv und so einfach gehalten, wie es nur möglich ist. Beim Start der Software hat man sofort Zugriff auf alle Produkte, samt Preisen und aktueller Angebote. Nach Entscheidung für ein Grundprodukt werden die möglichen Spezifikationen angezeigt. Hat man dort seine Auswahl getroffen, wird ein entsprechendes Projekt erstellt und man gelangt in den Gestaltungsbereich. Stets wird einem dabei der aktuelle Preis angezeigt. Über die Einstellungen kann man sein Bildbearbeitungsprogramm einbinden. Zieht man ein Bild in sein Projekt, kopiert die Software dieses in seinen Ordner. Innerhalb des Projektes kann man ein Bild nun auch mit seiner Bearbeitungssoftware nachbearbeiten, ohne dass dies einen Einfluss auf das Originalbild nehmen könnte. Jeder Fotograf, egal ob Hobby oder beruflich wird das als Kinderleicht empfinden. Ja, sogar von Spaß an der Gestaltung ist oft die Rede. Die berufliche Erfahrung sagt mir jedoch, dass das nicht auf jeden Menschen zutrifft. Im Zweifelsfall würde ich daher zum Besuch beim Fotografen Ihres Vertrauens raten.
Es folgen Screenshots der Software. (Die angezeigten Angebote sind möglicher Weise nicht mehr aktuell)

Zusatzangebote

Das einzige Zusatzangebot besteht hier in passenden Geschenkboxen. Sicher sehr schön, bei der Übergabe als Geschenk. Jedoch haben alle angebotenen Boxen den gleichen Preis. Satte 45 €urönchen. Dazu auch wieder meine Subjektive Meinung: Völlig abgehoben! Wer sowas kauft, hat kein Gespür für Geld, zu viel davon oder Beides. Es fehlen Alternativen im bezahlbaren Segment!


Fazit

Als Fotograf der täglich mit dem Druck unterschiedlichster Materialien zu tun hat, versteht sich dieser Test als (auf hohem Niveau) sehr kritisch. Nicht jeder nimmt ein Fotobuch so unter die Lupe. Nicht jeder hat die nötigen Vergleichsmöglichkeiten. Dieses Produkt richtet sich an anspruchsvolle Menschen, die wissen warum sie lieber einen Euro mehr in die Hand nehmen. Nämlich um Top-Qualität zu erhalten. Die "Tante Hilda von Nebenan", die die WhatsApp Vorschaubilder ihrer Enkel, mit 32 Bildpunkten Kantenlänge gedruckt haben möchte, bekommt von mir keine Empfehlung für ein derartiges Produkt. Da ist eine intensivere Beratung von Nöten. Auch wer gerne Bilder vom Bild, vom Dia oder Negativ integriert haben möchte, ist mit dem Gang zum Fotografen besser beraten. Für all diejenigen jedoch, die sich mit der Materie auskennen und selber ein hochwertiges Produkt erstellen möchten, ist dieses Buch bestens geeignet. Wer auf den "Ledereinband", das High-End-Papier und auf das Acrylglasbild verzichten kann und bereit ist einen Strichcode auf der Rückseite in Kauf zu nehmen, kann bei fast allen Anbietern, mehr als das halbe Geld sparen.

Februar 2021