Lichtstärke - Was ist das?

Beroflex 75-205mm Schiebezoom f/3.5
Beroflex 75-205mm Schiebezoom f/3.5

Wir alle kennen die gängigen Exif- Informationen. Sie werden in der Regel mit Iso, Blende (=Lichtstärke) und Belichtungszeit angegeben. Das sind die 3 Werte, die darüber bestimmen wie hell unser Bild wird. Jede dieser 3 Einstellungen hat aber auch andere, unterschiedliche Auswirkungen auf das Bild. Den Iso wollen wir in der Regel so gering wie möglich halten, damit das Bild nicht rauscht. Eine kurze Belichtungszeit ist wichtig, damit uns das Bild nicht verwackelt. Die Blende wirkt sich schließlich maßgeblich auf die Tiefe des scharfen Bildbereiches aus.

Wenn man sich mit Objektiven beschäftigt oder gar auf der Suche nach einem neuen, hübschen Gläschen ist, wird man im Netz von Informationen erschlagen. Warum ist ein kleiner Blendenwert Lichtstärker als ein Großer? Da gibt es ellenlange Erläuterungen und Formeln, die einem die kompliziert anmutenden Beschriftungen auf den Objektiven erklären sollen. Allen voran:

Lichtstärke = Größte effektive Öffnung / Brennweite

 

Das klingt jetzt kompliziert, gell? Dann lasst uns das mal ganz schnell wieder vergessen! Zum Verständnis der Lichtstärke ist es wichtig zu wissen, dass sie einen Bruch darstellt! Oft wird nur der untere Wert (der Nenner) angegeben. Beispiel: f/2.8 heißt eigentlich  f=1:2,8
Vereinfachen wir mal alles was dazu geschrieben steht und stellen uns vor das „f“ dem Licht entspricht das den Sensor erreicht, nachdem es durch das Objektiv gelangt ist. Wenn das ins Objektiv einfallende Licht also 100% entspricht, können wir uns leicht ausrechnen, mit wie wenig Licht der Sensor dann arbeiten muss.

 

f=1:1                     100%

f=1:1.2                 83%

f=1:1.4                 71%

f=1:1.8                 55%

f=1:2.8                 36%

f=1:3.5                 29%

f=1:5.6                 18%

f=1:6.3                 16%

f=1:8                     13%

 

Wenn man sich diese Tabelle nun vor Augen hält, erkennt man deutliche Unterschiede. Als sehr gängig kann man wohl 50 mm (Standard-) Objektive bezeichnen.  Fragt man sich, ob man sich so eine Festbrennweite in f/1.8 oder eine deutlich teurere in f/1.4 kaufen sollte, muss man sich auch fragen, gönne ich dem Sensor 55 % oder 71 % des Lichtes?

Etwas komplizierter ist die Bezeichnung bei Zoomobjektiven mit variabler Lichtstärke. Dort finden wir dann Angaben wie diese: 18-55 mm f/3.5-5.6 (typisches Kitobjektiv)
Bei solchen Objektiven hängt die maximale Lichtstärke von der eingestellten Brennweite ab. Bei kleinerer Brennweite sind solche Objektive lichtdurchlässiger als bei einer groß eingestellten Brennweite. Im Beispiel hat man bei 18 mm Brennweite also eine maximale Lichtstärke von f/3.5. Bei 55 mm sind es dann nur noch f/5.6.

 

Bei dem Bild oben handelt es sich um ein75-205 mm Schiebezoom. Eine Besonderheit besteht in der gleichbleibend, recht hohen Lichtstärke bei allen Brennweitenbereichen. Daher wird hier die Lichtstärke nur mit f/3.5 statt einem Wert mit Bindestrich angegeben. Mit einem ISO800 Film im Schacht, macht das auch heute noch viel Spaß. ;)

 

Was habe ich für Alternativen zu einem lichtstarken Objektiv? 1. Den Iso (Lichtempfindlichkeit des Sensors) hoch setzen, was zu Bildrauschen führen kann. 2. Die Belichtungszeit erhöhen, was eine Bewegungsunschärfe und bei großer Brennweite schnell Verwacklungen mit sich bringen kann.

Eine große Blendenöffnung hält also Iso und Belichtungszeit niedrig. Außerdem ermöglicht sie uns den Vorder und Hintergrund weich zu halten. Somit wird das eigentliche Motiv betont und der Bildbetrachter wird nicht von unwesentlichen Dingen davon abgelenkt. Allerdings ist hohe Lichtstärke kein Allheilmittel. Je Lichtstärker man fotografiert, umso geringer die Tiefenschärfe. Wenn der Fokus da nicht exakt sitzt, ist so ein Bild schnell verhunzt.

 

Hat man die Qual der Wahl zwischen unterschiedlichen Objektiven, ist die Lichtstärke jedoch nicht das einzig Wichtige. Es gibt weitere Unterscheidungsmerkmale wie die Bildschärfe, die Haptik (Wie groß, wie schwer, wie handlich und  wie robust ist das Objektiv?) Ist es Wasserfest? Sind die Linsen ordentlich vergütet? Hat es asphärische Linsen, die die chromatische Aberration (Farbsäume) im Griff halten? Hat es Autofokus? - Hat es dafür einen eigenen Motor oder braucht meine Kamera zum Fokussieren einen Motor (Stangenfokus)? Hat das Objektiv einen Bildstabilisator?  Und was ich persönlich immer ganz wichtig finde, wie sieht die Blende aus? Da spielt der persönliche Geschmack eine große Rolle.  Wie viele Lamellen hat die Blende und sind diese abgerundet? Das sieht man dann später im Bokeh des Bildes.